
Glasfaser steht vor der Tür - aber welchen Anbieter nimmt man nun?
Die Freude ist groß - in der Gemeinde Heldenberg steht das Glasfaser-Projekt der NöGIG knapp vor der Inbetriebnahme und die ersten Haushalte haben bereits das Anschluss-Starterset bekommen. Fiber-to-the-home (FTTH) nennen wir in der Branche das, was hier gerade passiert. Frei übersetzt "Glasfaser bis nach Hause". Die Niederösterreichische Glasfaserinfrastruktur GmbH (NöGiG) hat die Leitungen in die Erde gelegt und die Hausanschlüsse vorbereitet. Nun sind die Hausbesitzer gefordert, die Anschluss-Fortführung innerhalb der Häuser herzustellen und sich in weiterer Folge für einen Dienste-Anbieter zu entscheiden.
NöGiG Starterset Das Starterset besteht aus einem Hausanschlusskarten (HAK), einem Optical Termination Outlet (OTO) und einem Innenkabel. Weiterführende Informationen zu diesem Startset erhalten Sie auf den entsprechenden Webseiten der NöGiG: https://www.noegig.at/hausinstallation/
NöGIG - Installationsanleitung https://noegig.at/repository/folder/noeGIG_Installationsanleitung.pdf |
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In der folgenden Übersicht ist die schematische Verkabelung dargestellt. Die Installationsinformationen von der NöGIG sind bereits sehr aussagekräftig.
*1 - im Starterset ist standardmäßig ein OTO mit 30 Meter Kabellänge enthalten. Alternativ gibt es auch Sets mit 50 oder 90 Meter. Falls Sie also mit 30 Metern nicht durchkommen, melden Sie sich bitte frühzeitig bei der NöGIG. Achten Sie bitte unbedingt auf eine sorgsame Behandlung des Kabels beim Einziehen. Es handelt sich um eine Glasfaser, die bei einem starken Knick leicht bricht und damit unbrauchbar wird.
*2 - Bitte achten Sie darauf, dass die Verbindungskabel zwischen OTO und ONT möglichst kurz sein sollten und nirgends durchgefädelt werden müssen. Die Stecker dieser Kabel sind vorkonfektioniert und mit sogenannten SC Steckern ausgestattet. Es empfiehlt sich, die Geräte nicht weiter als 2m entfernt zu montieren. Das ONT muss weiters in der Nähe einer 230V Steckdose sein! Das seitens des NöGiG Starterpaket mitgelieferte Kabel ist 30cm lang.
LWL Kabel mit SC (simplex) Stecker
Sollten Sie mit den 30cm nicht durchkommen, oder ein längeres Kabel benötigen, achten Sie bitte darauf, dass es sich hier um ein sogenanntes SC/APC8° Kabel handelt. Das bedeutet, dass das "Glasende" mit einem 8° Winkel angeschliffen ist und somit ungewollte Reflektionen am Kabel verhindert (= hohe Rückflussdämpfung). Gerne können Sie derartige Kabel über PNC beziehen.
*3 - Das Modem (oder auch Router genannt) erhalten Sie von Ihrem Diensteanbieter oder stellen Sie selbst zur Verfügung. Bitte beachten Sie hier die Anbieter-Vergleichstabelle für weitere Informationen.
Für die Verlegung der Kabel im Haus wenden Sie sich am besten an den Elektriker Ihres Vertrauens. Wir arbeiten hier meist mit den Elektrikern zusammen, die auch schon die Hausinstallation gemacht haben, da diese mit der Kabelführung und vorhandenen Leer-Rohren meist am besten vertraut sind. Im Endeffekt geht es meist um Verlegearbeiten, Montieren von Kabelkanälen oder Herstellung von Mauerdurchführungen. Der Elektriker kann auch bestens beraten, wie die Leitungsführung hergestellt werden kann, ohne das ganze Haus aufstemmen zu müssen.
Der Bautrupp kommt
Wenn also nun die Hausinstallation abgeschlossen ist, dann erhalten Sie Besuch des Montagetrupps, der die Glasfaser in die Leerrohre einbläst und im Hausanschlusskasten die Spleißung vornimmt. Unter Spleißung versteht man ein Verschweißen eines Glasfaserkabels. Was da genau passiert, sehen Sie in diesem kurzen Video:
Nun verbindet der Bautrupp noch das OTO mit dem ONT mit einem Glasfaser Patchkabel und misst durch, ob das Signal einwandfrei anliegt. Grundsätzlich ist damit alles fertiggestellt, damit Sie Ihren Internet-Anschluss in Betrieb nehmen können. Vergleichbar ist das mit der Installation von Wasserrohren. Diese sind nun auf Dichtigkeit geprüft - lediglich Wasser (Internet-Dienst) fließt noch nicht.
Anbieterwahl
Um nun in den Genuss von Internet-Diensten zu kommen, benötigen Sie noch einen Anbieter. Über die Glasfaserleitung können alle möglichen IP-basierten Dienste übertragen werden. Dies sind auch Dienste wie z. B. Telefonie oder Fernsehen. Mögliche weitere Dienste werden im Laufe der Zeit noch dazu kommen.
Die Gemeinde Heldenberg fällt in die NöGIG Phase 2 - eine Übersicht der aktuell verfügbaren Internet-Diensteanbieter (Provider) können Sie hier abrufen: https://www.noegig.at/anbieter2/
Da das Angebot enorm groß ist, haben wir für Sie eine Gesamtübersicht erstellt, die wir gerne als Excel-Tabelle zum Download zur Verfügung stellen:
https://file.myaustriancloud.at/url/noegigheldenberg
Noch fehlen einige Informationen und genaue Details einzelner Anbieter. Diese werden laufend ergänzt und die Übersicht als neue Version abgelegt. Bitte rufen Sie daher den Link auch immer wieder neu ab, um die aktuelle Version zu erhalten.
Die richtige Wahl
Um den richtigen Anbieter zu finden, müssen Sie sich selbst in erster Linie die Frage stellen, welche Leistungen Sie konkret benötigen. Beispielsweise bieten nicht alle Provider Telefonie und/oder Fernsehen mit an. Auch die Liste der angebotenen/enthaltenen Fernsehsender ist unterschiedlich.
Pakete
Die meisten Anbieter beginnen mit dem kleinsten Paket bei 150 Megabit pro Sekunde als Download-Rate. Nur als Vergleich sei erwähnt, dass das Streaming in Full-HD ca. 8 Mbit/s benötigt. Die Pakete sind zwar bei fast allen Anbietern mit einem sogenannten "best effort" angegeben - das heißt, der Wert ist nur eine Rate, die im besten Fall erreicht wird. Privatpakete sind üblicherweise "überbucht". Das heißt, die Anbieter teilen die verfügbare Bandbreite auf mehrere Teilnehmer auf und so kann es auch zu Geschwindigkeitseinschränkungen kommen, wenn mehrere Teilnehmer gleichzeitig größere Datenmengen übertragen. Einige Anbieter geben Mindestbandbreiten an, andere "Überbuchungsraten". Ein Richtwert sind fast immer 80% der Bandbreite, die meist effektiv gut erreicht werden kann.
Wenn man nun für den Heimgebrauch einfach im Internet surft, Netflix, Amazon Prime oder ähnliche Streaming-Dienste nutzt und seine Emails bearbeitet, ist ein 150/20 Paket mehr als genug. Die Angabe 150/20 bedeutet übrigens, dass 150 Megabit Download Rate im Paket enthalten sind und 20 Megabit Upload. Download ist die Richtung vom Internet zu Ihnen ins Haus. Upload die umgekehrte Richtung.
Eine hohe Upload-Rate braucht im Privatbereich kaum jemand - außer man betreibt selbst irgendwelche Streaming-Dienste oder Filesharing-Plattformen. Eine höhere Upload-Rate ist auch gut, wenn man sehr viele Dateien ins Internet hochladen muss (wie z. B. Veröffentlichung von Videos auf Youtube oder Vimeo oder für das Hochladen von Fotos zum Erstellen von Fotobüchern, ...).
Auch mehrere Personen im Haus kommen mit 150/20 gut durch. Es geht immer auch um die Gleichzeitigkeit - aber selbst Full-HD Streaming auf 3 Geräten gleichzeitig und ein Zoom-Meeting parallel dazu gehen locker über eine 150/20 Leitung.
Pakete mit 200/100 oder sogar 1000/300 sind in den seltensten Fällen erforderlich.
Zu beachten
Mailadressen
Wenn Sie derzeit eine Mailadresse mit der Domain eines Providers nutzen, werden Sie diese bei einem Umstieg verlieren. Konkret sind hier Mailadressen betroffen, die auf @aon.at, @inode.at, @a1.net, ... lauten. Wenn Sie bereits eine Mailadresse bei Hotmail, GMX, Outlook oder sonstigen providerunabhängigen Diensten haben, können Sie diese problemlos mitnehmen.
IP-Adresse
Typischerweise brauchen Sie bei einem Privatanschluss keine fixe IP-Adresse. Wenn Sie jedoch Systeme in Ihrem Netzwerk betreiben, auf die vom Internet zugegriffen werden soll, dann ist eine fixe IP-Adresse empfehlenswert bzw. in einigen Fällen sogar unbedingt erforderlich. Nicht alle Provider können eine fixe IP-Adresse anbieten, einige können dies gegen Aufpreis.
Mindestbandbreite
Seien Sie vorsichtig bei der Paket-Wahl und bei dem, was der Anbieter Ihnen garantiert. Bei allen Paketen im Privatbereich werden Sie den Zusatz "bis zu" (bzw. "best effort" oder ähnliche Formulierungen) finden. Häufig ist es so, dass Sie zwar 150/50 angeboten bekommen, jedoch im Kleingedruckten dann eine Mindestbandbreite von 5/5 garantiert wird. Üblicherweise werden die Leitungen "überbucht". Das heißt, zu einem Großteil der Tageszeit ist die Leitung nicht großartig beansprucht - zu Stoßzeiten kann aber die Download- bzw. Upload-Geschwindigkeit massiv zurückgehen. Sollte Ihr Anschluss also z. B. für Video-Streaming (Netflix, Amazon-Prime, usw ...) genutzt werden und Sie möchten genau zur "Hauptabendzeit" streamen, wenn alle anderen das auch wollen, dann kann ein Rückfall auf 5/5 bereits für Probleme sorgen. Eine ruckelnde Übertragung kann die Folge sein.
GIS Zuschussfähigkeit
Sollten Sie aufgrund Ihrer finanziellen Lage (z. B. Mindestpensionsbezieher) eine GIS-Befreiung haben und diese auch für den Internet-Anschluss (Fernsehdienst darüber) weiterhin in Anspruch nehmen wollen, dann beachten Sie bitte, dass nur wenige Provider diese Möglichkeit bieten. Details dazu finden Sie auch in der Providerübersicht, die wir zum Download anbieten (siehe oben).
Telefonie
Wenn Sie sich für einen Anbieter mit Telefoniediensten entscheiden, beachten Sie bitte die Grundgebühr, die Gesprächstarife und auch die Taktung der Abrechnung. Eine günstige Grundgebühr ist sinnvoll, wenn Sie wenig telefonieren oder fast nur angerufen werden. Wenn Sie ein Vieltelefonierer sind, achten Sie auf die Gesprächstarife und auch auf die Taktung. Einige rechnen sekundengenau ab der 1. Sekunde ab, andere verrechnen einen Betrag pro Minute (entspricht dann einen Taktung 60/60). Die Taktungsangabe 60/60 bedeutet beispielsweise, dass sofort ab Zustandekommen eines Gesprächs 60 Sekunden verrrechnet werden (erster Wert vor dem Schrägstrich). Der zweite Wert 60 bedeutet, dass ab der 2. Minute jeweils pro angefangene Minute weitere 60 Sekunden verrechnet werden. Besser ist hier sicherlich eine Taktung 1/1 (also sie zahlen effektiv nur die Sekunden, die Sie auch telefonieren).
Bitte beachten Sie auch die Kosten für eine Rufnummernmitnahme. Einzelne Anbieter bieten dies kostenlos an. Andere verlangen eine einmalige Pauschale dafür.
Fax
Sollten Sie auf ein funktionierendes und zuverlässiges Fax angewiesen sein, sprechen Sie dies unbedingt vorab mit dem Anbieter Ihrer Wahl ab. Fax über Internet-Telefonie ist leider eine "Krücke" und benötigt durchgehend ein Leistungsmerkmal namens T.38. Nur wenn alle beteiligten Geräte dies unterstützen und der Anbieter dieses Leistungsmerkmal auch freischalten kann, werden Faxe zuverlässig funktionieren. Andererseits wird Faxen zum Glücksspiel.
Fernsehen
Die Angebote für die Fernsehpakete sind sehr unterschiedlich und umfangreich. Beachten Sie, dass Sie für mehrere TV-Geräte mehrere Empfangsboxen (Receiver) benötigen. Bestehende SAT-Receiver können nur weiterverwendet werden, wenn diese auch den DVB-C (digital video broadcast - cable) Standard unterstützen. Im Zweifelsfall sprechen Sie hier mit dem Anbieter.
Überlegen Sie, welche Sender Sie sehen möchten. Es stehen bei einzelnen Anbietern auch unterschiedliche Pakete (internationale Senderpakete, Video-Aufzeichnungen, Video on demand) zur Verfügung. Details dazu erfahren Sie auf den Webseiten der jeweiligen Anbieter.
PNC als lokaler Dienstleister
PNC ist ein IT-Systemhaus für Klein- und Mittelunternehmen. Natürlich stehen wir auch für IT-Anfragen von Privatpersonen aus der Region zur Verfügung, wenn Bedarf besteht. Bitte haben Sie jedoch Verständnis, dass wir auch Beratungsleistungen, Planungen, Hausbesuche, Störungsbehebungen und ähnliches verrechnen müssen. Dieser Beitrag, wie auch die kostenlose Erstellung des Anbietervergleichs soll Ihnen helfen, sich besser im Dschungel der Angebote zurechtzufinden. Wir hoffen, Ihnen damit weitergeholfen zu haben.
Gerne stehen wir für Projekte wie flächendeckende WLAN-Versorgung in Gebäuden, Netzwerkplanungen, Standort-Vernetzungen oder sicherheitsrelevante IT-Lösungen zur Verfügung. Bitte kontaktieren Sie uns einfach im Bedarfsfall unter +43 (2956) 7001
Ihr PNC Team